...und alle haben sich wieder lieb

AKTIONSGEMEINSCHAFT. Ahmet Siegel zieht sich wie angekündigt aus dem Vorstand zurück. Nachfolgerin ist Heike van Straelen.

KEVELAER. Die Aktionsgemeinschaft der Flughafengegner hat ein putziges Logo: Ein knallrotes, zähnefletschendes Flugzeug, das wohl die Bedrohung für die Lebensqualität symbolisieren soll, die nach Meinung der Bürgerbewegung vom Flughafen ausgeht. Die Zähne gefletscht haben auch die Mitglieder der Aktionsgemeinschaft und sind im internen Streit um die Frage, wohin die Reise gehen soll, nicht gerade zimperlich miteinander umgegangen. Bei ihrer Jahreshauptversammlung im Vereinslokal "Zur Brücke" haben sie noch einmal die hohe Kunst des Hauens und Stechens zelebriert - und gleichzeitig den Streit zu Grabe getragen. Die Ergebnisse in Kürze: Ahmet Siegel hat wie angekündigt sein Amt als Vorsitzender niedergelegt. Seine Nachfolgerin ist die bisherige stellvertretende Vorsitzende Heike van Straelen (53), verheiratet, Mutter zweier Kinder und Richterin am Weseler Familiengericht.

Bevor van Straelen in einer geheimen und chaotisch ablaufenden Wahl wie der Rest des fünfköpfigen Vorstands mit überwältigender Mehrheit gewählt wurde, rechneten die Kontrahenten noch einmal miteinander ab. Ahmet Siegel warf seinen Vorstandskollegen vor, "rechtswidrige Beschlüsse" gefasst zu haben, Kassierer Wilfried Pliska nutzte seinen Bericht, um Siegel Verschwendung des Vereinsvermögens vorzuhalten. Allein die juristischen Auseinandersetzungen um eine Pressemitteilung Siegels, in der dieser auf die Gefahr von Vogelschlag hingewiesen hatte, hätten den Verein über 6000 Euro gekostet. Kassenprüferin Elly Fischer beantragte denn auch nur die Entlastung für vier Vorstandsmitglieder - nicht aber für Ahmet Siegel. Die bekam er aber trotzdem nach einem entsprechenden Antrag aus der Mitgliederversammlung.

Heike van Straelen versprach den Mitgliedern vor der Wahl: "Ich will unsere Linie fortsetzen. Die heißt ´Stopp Laarbruch´. Ich will keine Kompromisse, und ich will keine Verhandlungen." Das kam an: 62 der 69 Wahlberechtigten stimmten für den neuen Vorstand, dem neben van Straelen Christoph Gesthüsen (stellv. Vorsitzender), Dr. Helmut Bolten (Geschäftsführer), Wilfried Pliska (Kassierer) und Dr. Heinz Frieske (Schriftführer) angehören.

Stellt sich die Frage, wie es weiter geht - insbesondere mit den Klägern, die sich auf Verhandlungen mit dem Flughafen einlassen wollen und unter Umständen bereit sind, ihre Klagen fallen zu lassen: "Wer aussteigt, muss selbst für die Kosten aufkommen", betont die neue Vorsitzende.

Jetzt gelte es zunächst, Imagepflege zu betreiben, sagt ihr Stellvertreter Gesthüsen: "Wir müssen Kontinuität und Verlässlichkeit zeigen." Beide sind überzeugt: Nach der ihrer Meinung nach vom Flughafen bewusst initiierten Spaltung der Gemeinschaft und des Vorstands ist die "Chaospause" beendet. "Jetzt fangen wir an, uns auf den Tag X vorzubereiten", sagt Gesthüsen. Das ist der Tag, an dem das Bundesverwaltungsgericht entscheidet, ob eine Revision gegen das Flughafen-Urteil zugelassen wird.DER VEREINDie "Aktionsgemeinschaft gegen Fluglärm und Luftverschmutzung" wurde 1996 gegründet und hat heute 920 Mitglieder. Bis Oktober 2004 leitete Kornelia Laqueur den Verein, danach übernahm Ahmet Siegel den Vorsitz. Größter Erfolg: Die Aufhebung der flugrechtlichen Genehmigung des Flughafens durch das OVG im Januar dieses Jahres.

20.10.2006 JAN JESSEN