Eine Zwei mit sechs Nullen

AIRPORT. Ryanair hebt ab und schon träumen die Niederrheiner von Millionen Fluggästen und 2000 neuen Arbeitsplätzen.

Nur Fliegen ist schöner: Ryanair bietet ab Juni vier neue Flugziele an und baut den Airport Weeze zur Basis aus. 140 Millionen Euro wollen die Iren investieren und der Kreis Kleve will ebenfalls mit ins Boot - er beabsichtigt Flughafen-Anteile zu kaufen. Schon ist die Rede von einer Verdreifachung der Fluggastzahlen und 2000 neuen Arbeitsplätzen, die in den kommenden zwei Jahren entstehen sollen. Nur wenige Tage nachdem das Bundesverwaltungsgericht Leipzig die Revision gegen das Urteil zu Aufhebung der Betriebserlaubnis zugelassen hat, herrschte am Flughafen ein Riesenaufgebot.

Einmal Palma, bitte
Über 40 schreibende Journalisten, Fotografen und Kamerateams quetschten sich am vergangenen Dienstag in einen kleinen Raum im Weezer Flughafen-Terminal. Ryanair-Chef Michael O´Leary verkündete in prächtiger Laune die Ausweitung seines Angebots: Ab Anfang Juni heben die irischen Billig-Flieger von hier aus in Richtung Palma de Mallorca, Alicante, Venedig und Sardinien ab. Zusätzlich zu den bestehenden sechs Zielen. Der Londoner Flughafen Stansted wird künftig 16 Mal pro Woche bedient.

Dafür will Ryanair zunächst zwei, später sogar vier Boeing 737-800 mit jeweils 189 Sitzen in Weeze stationieren. Kabinencrews und technisches Personal sollen am Niederrhein Quartier beziehen. Im ersten vollen Betriebsjahr sollen so die Passagierzahlen in Weeze von jetzt 600 000 Passagieren auf eine Million, und im zweiten Jahr sogar auf zwei Millionen insgesamt verdreifacht werden - wenn alles nach Plan läuft. O´Leary erwartet im Zuge dieses Höhenfluges 2000 neue Arbeitsplätze in der Region.Jobmotor Flughafen? "Diese Zahlen sind keine Wunschbilder von uns", betonte Kreissprecher Eduard Großkämper, "sondern Einschätzungen von Experten." O´Leary wisse, wovon er spreche, er habe schließlich die Entwicklung am Flughafen Frankfurt Hahn, der ebenfalls Ryanair-Basis ist, genau verfolgt. "Zudem gibt es eine Faustregel, die besagt, dass pro eine Million Fluggäste eintausend Arbeitsplätze entstehen." Entsprechende Gutachten seien nicht erst jetzt, sondern bereits vor Eröffnung des Airports erstellt worden. Die Jobs würden allerdings nicht nur unmittelbar am Flughafen entstehen, etwa bei der Feuerwehr, Abfertigung oder Fluglotsen, sondern auch in der Gastronomie, Hotel-, und Touristikbranche im Umland."In einem zukunftssicheren Umfeld werden sich weitere Unternehmen ansiedeln", so Großkämper.

Verkauft er, verkauft er nicht...?

Der Kreis Kleve will ebenfalls von dem möglichen Boom profitieren. Nachdem Landrat Wolfgang Spreen vorgeschlagen hatte, 49 Prozent des Flughafens Weeze zu kaufen, hatte es Irritationen gegeben. Zwei niederländische Zeitungen schrieben am Mittwoch, der Hauptanteilseigner Herman Buurman, ebenfalls Niederländer, wolle überhaupt nicht verkaufen.

Das wollte Buurman gestern auf NRZ-Anfrage weder bestätigen noch verneinen: "Es ist ganz einfach. Bislang habe ich nichts verkauft, aber mit mir kann man immer über alles sprechen. Man weiß nie was kommt." Landrat Spreen hat gestern dem Kreistag vorgeschlagen, im Haushalt 17 Millionen Euro für den Kauf von 49 Prozent der Anteile bereitzustellen (siehe Bericht links).

Doch die schönen Pläne am Flughafen könnten sich immer noch in Luft auflösen: Die Entscheidung, ob der Flughafen Weeze seine Betriebserlaubnis behält, fällt voraussichtlich erst im kommenden Jahr. Dann urteilt das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.Gedanken, dass mit der Ankündigung von 2000 möglichen Arbeitsplätzen die Entscheidung des Gerichtes beeinflusst werden soll, erteilt Großkämper eine klare Absage: "Das Gericht wird nach Recht und Gesetz entscheiden".

08.02.2007 THORSTEN LENZE