Bahn frei für die
Bagger
FLUGHAFEN. Der Airport Weeze verbuddelt fünf Millionen Euro. Damit
Ryanair auf der neuen Basis auch bei Nebel landen kann.
WEEZE. Was für ein Gefühl! "Die Bahn gehört uns", jubelt Holger Terhorst
und tritt beschwingt aufs Gaspedal. Wäre sein Volvo ein Ryanair-Flieger,
dann hätten wir nach spätestens 25 Sekunden abgehoben. Doch auch wenn
der Marketing-Manager des Flughafens gerade mit seinem Auto über die
Startbahn braust, bleibt er lieber am Boden. Schließlich gibt es hier
die fast vollendeten Bauarbeiten zu bestaunen.
"Sie können sich gar nicht vorstellen, wie es hier vergangene Woche noch
aussah", sagt Terhorst und zeigt auf die restlichen Schutt-Berge, die
sich am Rande der Start- und Landebahn türmen. 4000 Lastwagen-Ladungen
voller Gesteinsbrocken haben die Bauarbeiter aus dem Asphalt geklopft,
auf dem Gelände geschreddert und als Füllmasse wieder zurück zum
Rollfeld gebracht. Zusätzlich wurden 50 000 Tonnen Asphalt aus sechs
Bitumenwerken der Region angekarrt, um die Piste auszubessern und
unterirdisch Kabel für 600 Leuchtfeuer zu verlegen, die im Sommer
installiert werden sollen.
Dicke Suppe am
Niederrhein
Noch bis Montag sind 150 Helfer im Einsatz, um den Airport Weeze für den
Start als dritte deutsche Ryanair-Basis im Juni fit zu machen. Denn ohne
die Investition in eine neue Beleuchtungsanlage hätte die irische
Fluggesellschaft nicht zugesagt, ihre Maschinen in Weeze zu
stationieren. Das hat mit dem niederrheinischen Wetter zu tun. "Bei
dicker Suppe können die Flieger hier nicht landen und müssen
ausweichen", so Terhorst. Und das kommt in den trüben Jahreszeiten in
der Region häufiger vor.
Fünf Millionen Euro kosten allein die Arbeiten an der Start- und
Landebahn. Dazu kommen Einbußen, da insgesamt 80 Flüge während des
zweiwöchigen Umbaus nach Eindhoven verlegt werden mussten. Die
Passagiere sind per Bus ab Weeze in die Niederlande kutschiert worden.
Außerdem hat der Flughafen die Zeit des Flugstillstands genutzt - für
einen ausgiebigen Frühjahrsputz und weitere Investitionen wie eine neue
Bar im Abflugbereich. Dadurch werden noch etwa 100 000 Euro obendrauf
kommen. Finanziert wird das alles, laut Flughafenchef Ludger van Bebber,
über bestehende Darlehen des Kreises Kleve und Finanzmittel des privaten
Gesellschafters.
Ab in den Süden, nach Mallorca und Mailand
Solche Summen können dem Marketing-Mann die Laune nicht verhageln.
Holger Terhorst schwärmt von der "neuen Zeitrechnung als Basis" und ist
überzeugt davon, dass es nun an seinem Arbeitsplatz Flughafen
Niederrhein steil aufwärts gehen wird. Denn mit der Ryanair-Basis, das
hofft er, werden nicht nur die neuen Reiseziele wie Mallorca kommen,
sondern bald auch andere Fluggesellschaften. "Wir starten wie Phönix aus
der Asche", ruft er und lässt den Volvo über die frisch asphaltierte
Rollbahn schnurren.
Die neuen Flugziele: Ab Juni geht es ab Weeze nach Alghero (Sardinien),
Alicante, Mallorca, Venedig, ab Oktober nach Mailand-Bergamo,
Fuerteventura, Sevilla, Trapani (Sizilien), Marrakesch, Malaga,
Valencia, Växjö (Schweden).Am 3. Juni feiert der Flughafen die Eröffnung
der neuen Ryanair-Basis ab 11 Uhr mit Freunden und Förderern. Zunächst
wird die Fluggesellschaft zwei Maschinen (Boeing 737-800) in Weeze
stationieren, im Herbst kommen noch zwei weitere dazu. Zurzeit gibt es
in Weeze täglich sechs Starts, ab Juni werden es zehn und ab Oktober 15
sein. Aus den 600 000 Passagieren im Jahr 2006 könnten dann laut
Ryanair-Chef Michael O´Leary bis 2008 zwei Millionen Fluggäste werden. (jum)
24.05.2007 JULIA MÜLLER
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