Truppenabzug war nicht zu stoppen

VOR ZEHN JAHREN. Gemeinde Weeze wollte sogar Tornados von Brüggen nach Laarbruch holen. Briten blieben bei Abzugsplänen.

WEEZE. Vor zehn Jahren, im Sommer 1997, beschleunigte sich der Abzug der Briten vom Militärflugplatz Laarbruch deutlich. Alle Versuche in den Jahren zuvor seitens der Gemeinde Weeze, den Militärflugplatz zu halten, hatten nichts bewirkt. Nachdem die britische Regierung sich im Jahr 1994 für eine Schließung entschieden hatte, hatte selbst der Vorschlag der Gemeinde, britische Tornado-Staffeln vom Stützpunkt Brüggen-Elmpt nach Laarbruch zu verlegen, in London kein Interesse geweckt. Für die Gemeinde Weeze und die Region zeichnete sich damit ab, dass mit dem Abzug der Briten (1999) dem Wirtschaftsraum an die 200 Millionen DM pro Jahr an Kaufkraft verloren gehen würden.

Tornados flogen an den Golf
So reduzierten die Briten bereits nach der deutschen Einheit ihre Truppen mit Beginn der 90er-Jahre Schritt für Schritt. Für die noch im ersten Golfkrieg von Laarbruch aus eingesetzten Tornados folgten Harrier-Senkrechtstarter und Hubschrauber aus Gütersloh an den Niederrhein.

Gütersloh wurde bis auf eine kleine Hubschrauber-Einheit von den Briten geschlossen, ebenso in Berlin der britische Flugplatz Berlin-Gatow. Vom Stützpunkt Laarbruch aus waren die mittleren und großen Transporthubschrauber an einigen Krisengebieten im Einsatz, so auf dem Balkan. Das galt ebenso für die Senkrechtstarter bis zu deren "Abflug" im Sommer 1999.

Es war am 4. Mai 1997 als die Hubschrauber-Staffel mit den noch verbliebenen Maschinen (Puma, Gazelle, Chinook) Laarbruch Richtung England verließ, um sich dort auf dem Stützpunkt Odiham neu einzurichten. Das Jahr 1997 forderte von allen am Stützpunkt und seiner Entwicklung Beteiligten viel ab. Noch im Januar 1997 war ein Senkrechtstarter auf die Rollbahn gestürzt und die Bahn schwer beschädigt worden. Bis zum Ende des Flugbetriebs 1999 sollten noch zwei weitere Abstürze folgen, einer davon bei Sonsbeck.

Siedlung gibt es noch heute
Im Sommer 1997 setzte sich die damalige Weezer Bürgermeisterin, Barbara Naus, in ein Schulflugzeug und schaute sich ihr Arbeitsgebiet aus der Luft an. Damals war noch nicht ganz klar, was aus großen Teilen der Engländer-Siedlung werden könnte, die sich aus der Luft wie ein Weezer Ortsteil eindrucksvoll präsentierte. Letztmals wurde in Weeze eine deutsch-britische Straßenparty gefeiert. Die Briten selbst verabschiedeten sich von der Öffentlichkeit unter anderem ein Jahr später am 13. Juni 1998 mit einem Tag der offenen Tür auf dem Stützpunkt Laarbruch, der auf ein sehr großes Interesse stieß. Bis zum Sommer 1999 war Laarbruch geräumt, dann folgte der Abzug der Tornados vom Militärflugplatz Brüggen.Es dauerte dann bis zum Mai 2003 als erstmals vom Regionalflughafen Airport Weeze eine zweistrahlige Zivilmaschine Richtung London abhob. Für die Zeit ab Oktober 2007 bietet die Gesellschaft Ryanair ab Weeze 18 buchbare Winterziele an. An die Geschichte der Britischen Luftwaffe in Weeze-Laarbruch von 1954 bis 1999 erinnert seit Juni 2007 ein Museum auf dem Gelände in Höhe des Verwaltungsgebäudes (Flughafenring 6). Den Vorsitz hat Helmut Hartmann (Weeze). Informative Internet-Seiten finden sich unter www.laarbruch-museum.net. (zuk)


17.07.2007 ROLF ZUREK