Manches regelt sich von selbst
Lokales
UNSEREWOCHE
VON ULLI TÜCKMANTEL
WEEZE Nach dem erstaunlichen Mönchengladbacher Vorgehen, sich im heimlichen
(und längst verlorenen) Zwist um den besten niederrheinischen
Ergänzungsflughafen für Düsseldorf endgültig selbst aus dem Rennen zu
schießen, hätten wir ja schon gern am Rijksstraatweg in Ubbergen Mäuschen
gespielt - um zuzugucken, wie Herman Buurman in seinem Büro vor Lachen vom
Stuhl rutscht.
Das Mönchengladbacher Selbstbewusstsein wird von dem kaum fassbar
dilettantischen Vorgehen, nach vier Jahren den Antrag auf Planfeststellung
für den Ausbau von MGL mal eben zurückzuziehen und einfach einen neuen zu
stellen, übrigens nicht getrübt. Der Oberbürgermeister erklärte gegenüber
der Rheinischen Post gar, er sehe Gladbachs Chancen wachsen, vom „weltweiten
Wachstumsschub des Flugverkehrs zu profitieren“. Da wird der Augenarzt wohl
nicht mehr helfen können.
Joachim Erwin (Sie wissen schon: unser Lieblings-OB) beurteilte die
Mönchengladbacher Hanswurstiade des früheren Düsseldorfer Airport-Chefs
Peters (70), der seit Juni den Flugplatz MGL verwaltet, etwas anders: „Ich
weiß nicht, welcher Teufel ihn geritten hat.“ Wir auch nicht, aber der
Vorstandsvorsitzende des Mönchengladbacher Energieversorgers NVV, über den
die Stadt 30 Prozent der Pisten-Anteile hält, ist offenbar ebenfalls
gesattelt worden: „Wir sind bereit, 16 Millionen Euro in die Verlängerung
und Verbreiterung der Bahn zu stecken“, sagte er der RP. Das wird die
Strom-, Wasser-, Erdgas- und Bus-Kunden in Mönchengladbach sicher
begeistern.
Das ist übrigens ungefähr soviel Geld, wie der Flughafen Düsseldorf bis zum
(heimlich ersehnten) Auslaufen der Verträge 2010 als 70-Prozent-Eigentümer
noch in die für ihn nutzlose Gladbacher Defizit-Piste pumpen muss. Wie im
NRW-Luftverkehrskonzept 2010 nachzulesen, wird die weitere
Flugverkehrszunahme „durch die flugsicherungstechnisch notwendige
Prioritätenregelung des Flugbetriebes am Verkehrsflughafen Düsseldorf
zwangsläufig zu einer Engpasssituation bei IFR-gestützten An- und Abflügen
in Mönchengladbach führen, die einem planbaren, pünktlichen Verkehr zuwider
liefe“. Weshalb das Land in MGL weder 2320 noch 1850 Meter für sinnvoll
hält, sondern maximal 1440.
Düsseldorf kann außer nach Weeze nirgendwohin mehr ausweichen. Das wissen
auch Flughäfen wie Amsterdam oder Köln/Bonn. Ob Ryanair in
„Düsseldorf-Weeze“, „Amsterdam-Laarbruch“ oder in „Köln-Wemb“ landet, dürfte
Michael O’Leary herzlich gleichgültig sein. Was machen die Düsseldorfer, die
sich bisher (offiziell) keinen Millimeter bewegt haben, eigentlich, wenn
Herman Buurman den Hörer daneben legt und für sie nicht mehr zu sprechen
ist? Nicht, dass wir unserem Düsseldorfer Lieblings-OB was Schlechtes
wünschen, aber schallend laut loslachen würden wir.
- /ULLI TÜCKMANTEL
Quelle:
Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Publikation: Rheinische Post Kevelaer
Ausgabe: Nr.215
Datum: Samstag, den 15. September 2007
Seite: Nr.15
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