Blick in die Zukunft

09.10.2007 / Lokalausgabe /

Neu sind sie nicht - die Pläne für den Themenpark Diamonda. Der gesamte Komplex inklusive Hotel (Skizze oben) wurde von den Entwicklern bereits 2004 in der niederländischen Gemeinde Rijnwaarden vorgestellt. Die Gemeinde entschied sich gegen den futuristischen Plan und für einen römischen Themenpark.

WOLFGANG REMY

MÜNCHEN/WEEZE. Eigentlich ist alles spektakulär: Eine Investitionssumme von 750 Millionen Euro und möglicherweise 2800 direkte Arbeitsplätze, die das niederländische Unternehmen Diamonda aus Nunspeet für einen riesigen Freizeitpark auf dem Flughafen-Gelände in Weeze ausgeben will. Entstehen soll ein einzigartiger, fünf Hektar großer Themenpark der Superlative - alles überdacht, auf einer Fläche von 40 Hektar. Wissenschaft, Technologie, Raumfahrt, Umwelt, Geschichte sind nur einige Themen, die in großen, futuristisch anmutenden Gebäuden gezeigt werden. 30 hypermoderne Attraktionen sind geplant, etwa interaktive "Dark-Rides".

Riesige Chance

für die Region

Multimedia lautet das Zauberwort, Hightech-Shows der Superlative. "100 Prozent Spaß, 100 Prozent Erziehung", umschrieb Steve Ericson von Diamonda das Projekt auf der Immobilienmesse Expo Real in München, das sowohl Erwachsene als auch Schulkinder ansprechen soll. Zeitpunkt und Ort der Veröffentlichung sind nicht zufällig gewählt. Noch fehlt es am nötigen Kapital für die bis zu knapp 60 Meter hohen Gebäude, ein Superhotel mit 500 Zimmern und ein Parkhaus-Ticket-Center.

Landrat Wolfgang Spreen und Kreistagspolitiker wie Ulrike Ulrich (CDU), Roland Katzy (SPD) und Peter Giltjes (FDP), die gestern eigens zur Präsentation des Giga-Projektes nach München gekommen waren, sehen das Diamonda-Vorhaben unabhängig davon als eine riesige Chance für den Flughafen und die Region. "Der Vater des Projektes, Gilbert Versteeg, rechnet pro Jahr mit fünf Millionen Besuchern. Das wären 20 000 pro Tag", sagte Spreen fasziniert. Gut 20 Prozent kommen laut Diamonda-Geschäftsführer Rene Martens per Flugzeug. Ein Ansturm, den die Region rund um Weeze erst einmal bewältigen müsste. Daran wird schon fieberhaft gearbeitet. "Der Kreis Kleve gibt kein Geld, aber ideelle Unterstützung", kündigte Spreen an. Soll heißen: Die Infrastruktur in Richtung Flughafen muss überdacht werden. "Was das vom Kreis in Auftrag gegebene Verkehrskonzept betrifft, sind wir für den Flughafen von zwei bis drei Millionen Besuchern pro Jahr ausgegangen. Jetzt könnte sich das Ganze verdreifachen. Das ist eine neue Dimension", frohlockte Spreen. Diamonda-Mann Martens riet, die Straßen nicht zu klein zu dimensionieren: "Bauen Sie für die Zukunft".

Seit gut anderthalb Jahren arbeiten Projektentwickler und Flughafen bereits an dem Projekt, das möglichst schon ab 2009 auf dem Südteil des Flughafens entstehen soll und zumindest europaweit der einzige Standort für diese neue Art Themenpark werden dürfte. "Ausschlaggebend dafür ist sicher der Flughafen. Welcher Freizeitpark hat schon seinen eigenen Airport", meinte ein dank der anvisierten Dimension des Ganzen euphorischer Bürgermeister Ulrich Francken aus Weeze. Diamonda-Manager Rene Martens rechnet, wenn man das Umfeld des Freizeitparks einbeziehe, mit bis zu 10 000 neuen Jobs...

Wie das Projekt planungsrechtlich umgesetzt werden kann, werde von der Bezirksregierung derzeit geprüft, sagte gestern deren Sprecher Schröder auf Nachfrage. Das Ergebnis ist nicht ganz unwichtig. Denn immerhin ist das höchste Gebäude knapp 60 Meter hoch und nicht weit von Start- und Landebahn entfernt. Das sei geklärt, betonte Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber. Der ob der angekündigten Entwicklung happy ist. "Künftig werden wir Parkbesucher aus ganz Europa nach Weeze fliegen können".

Gestern war ein guter Tag für den Kreis Kleve, fand ein bestens gelaunter Landrat. Was Peter Giltjes (FDP) nur bestätigen konnte. "Die Rahmenbedingungen für den Park könnten einfach nicht besser sein". Knackpunkt seien die 750 Millionen Euro. Aber das sei Sache des Investors. Fand auch Ulrike Ulrich. "Vom Grundsatz her bin ich durchweg optimistisch". Was die Diamonda-Projektentwickler vorgestellt hätten, "klingt sehr überzeugend". Der Euphorie kann sich Ute Sickelmann (Grüne), die übrigens nicht in München war, nicht anschließen: "Mit einer derartigen Gigantomanie wird man erschlagen", sagt sie. Sie hält den Standort für gänzlich ungeeignet - vor allem mit Blick auf die notwendige und kostenintensive Schaffung der Verkehrsinfrastruktur.

Geldgeber

gesucht
Fehlt jetzt noch das nötige Geld, übrigens auch für ähnliche Projekte in Kalifornien, China und in Miniature in Südafrika. Von sechs Milliarden Euro war gestern die Rede, für die Investoren gesucht werden. Wobei man in China sofort bis zu 400 Mio. zusammen hätte, hieß es. In etwa sechs Monaten, kündigte Diamonda-Finanzmann Rene Martens an, dürfte klar sein, ob US-Investoren und Europäer auf das Projekt angesprungen sind. Sollte das so sein, will man in etwa fünf Jahren an die Börse gehen, um fehlendes Kapital zu bekommen. Vom Standort Flughafen Weeze, scherzte Bürgermeister Francken, der vielleicht einmal "Diamonda Airport" heißen könnte, ist Firmenchef Gilbert Versteeg restlos begeistert. "Ich würde den Freizeitpark auch bauen, wenn nicht mehr geflogen werden dürfte". Davon, sagt der 79-Jährige, gehe er nicht aus. Stellten den Park in München vor (v.l.): Ulrich Francken, Wolfgang Spreen, Ludger van Bebber und Gilbert Versteeg.