Wettlauf der Flughäfen

ANALYSE. Warum der Airport Weeze trotz besserer Startchancen weit hinter Frankfurt-Hahn zurückbleibt.

Auf den ersten Blick klang es wie ein Kompliment, das Bertram Fleck, Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises, jüngst auf einer Podiumsdiskussion seinem Konkurrenz-Flughafen aus Weeze spendete: "Machen Sie weiter! Dann sind Sie bald dort, wo sich der Flughafen Frankfurt-Hahn heute schon befindet." Nämlich bei 4,1 Millionen Passagieren pro Jahr, einem Frachtvolumen von 133 000 Tonnen jährlich, 3100 Beschäftigten rund um den Flugplatz, 116 angesiedelten Unternehmen und 12 800 Parkplätzen, mit denen - laut Fleck - das Geld wirklich verdient wird. Von diesen Zahlen ist der Airport Niederrhein noch weit entfernt: In diesem Jahr dürfte erstmals die Millionen-Grenze geknackt werden, der erste Frachtflug ist jüngst gestartet, der Freizeitpark "Diamonda" erstmal nur ein Luftschloss und statt eines Hotels bringt die niederländische Firma "Otto werkt" Leiharbeiter in den Baracken unter.Das macht deutlich: Im Wettstreit der beiden ehemaligen Militärflughäfen hat der Hunsrücker Hahn das niederrheinische Weeze abgehängt. Um Längen. Obwohl der Airport am Niederrhein eigentlich die besseren Startchancen haben müsste. Während sich Hahn irgendwo im Hünsrück befindet, 36 Kilometer von der nächsten Autobahn, 112 Kilometer von Frankfurt und 162 Kilometer von Köln entfernt ist, grüßen in Weeze die deutsche A 57 und die niederländische A 73 fast in Sichtweite, Duisburg und damit das Ruhrgebiet sowie der niederländische Ballungsraum "Het Kan" (Arnheim und Nimwegen) liegen vor den Terminaltüren. Woran liegt's? Zunächst mit Sicherheit an der Beteiligungsstruktur. Während sich der Flughafen Frankfurt-Hahn im Besitz der Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughagens "Fraport" und der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen, das wiederum mit der Stadt Frankfurt gemeinsam Mehrheitsaktionär bei Fraport ist, befindet, weiß immer noch niemand so genau, wem der Flughafen Weeze wirklich gehört. Natürlich kann keinem ein Vorwurf gemacht werden, dass sich "Düsseldorf International" in der Vergangenheit am "Verkehrslandeplatz Mönchengladbach" beteiligt hat, statt wie die Frankfurter die "Billigflieger" an einen Junior-Partner in der Region zu verweisen. Ob man allerdings gut beraten war, den "großen Bruder" mit einem unsinnigen Namensstreit zu vergrätzen, darf bezweifelt werden.Aber das ist nur eine Petitesse: Wirklich fatal war, den Flughafen in private Hände zu geben, die trotz mehrmaliger kritischer Veröffentlichung noch keinen Anlass sahen, Transparenz in ihre Beteiligungsstruktur zu bringen. Kritik wird ignoriert. Stattdessen verkriecht sich die Flughafen Niederrhein GmbH immer tiefer in das mitunter enge Beziehungsgeflecht des Kreises Kleve. Mittlerweile ist nicht nur fraglich, wem die Startbahn gehört; es ist auch fraglich, wer für Weeze sprechen darf."Schaffen Sie einen breitestmöglichen Konsens", hat Bertram Fleck dem Flughafen ins Stammbuch geschrieben. Davon ist der Airport Niederrhein leider weit entfernt. Nicht zuletzt deshalb ist es überhaupt zu dem Verfahren gegen die Erteilung der Fluggenehmigung gekommen. Und das schwebt immer noch wie ein Damokles-Schwert über der Entwicklung des Flughafens. Für einige Jahre noch. Insider gehen davon aus, dass das Bundesverwaltungsgericht das dort anhängige Verfahren nicht entscheidet, sondern an das Oberverwaltungsgericht Münster zurückverweist. MARKUS PETERS m.peters@nrz.de