Wer will nach Winnekendonk?

An der Kevelaerer Straße/Sonsbecker Straße stehen und hängen jede Menge Schilder von Immobilienmaklern. Zu verkaufen sind Doppelhaushälften, klassische Einfamilienhäuser sowie Gewerbeimmobilien.

VON ANJA SETTNIK

winnekendonk Das Schild steht schon eine Weile im Acker, und vorläufig sieht die Maklerin kaum eine Chance, ein Geschäft zu machen: „Wer ein ländliches Anwesen sucht, um mit der Familie und Tieren auf dem Land zu leben, will vor allem Ruhe haben. Wenn ich aber mit Interessenten vor einem Haus stehe und über uns brummt ein Flugzeug im Landeanflug, ist das Gespräch schnell vorbei. Ich habe mir schon mehrere Absagen wegen Fluglärm eingefangen.“ Caecilia Page ist Immobilienmaklerin in Kevelaer und erklärt: „Im Kevelaerer Süden nehm’ ich schon nichts mehr an. Es gibt Gebiete, da scheinen Häuser fast unverkäuflich zu sein.“ Dabei lebt die Geschäftsfrau selbst gerne in Kevelaer und gehört keinesfalls zu den Flughafengegnern. „Ich habe nichts gegen den Airport. Ganz im Gegenteil - der Flughafen ist wichtig für unsere Region. Aber Lärm und Abgase akzeptieren die Kunden einfach nicht. Wir sind hier nicht das schicke Meerbusch, wo die Reichen und Schönen wohnen und man fürs Image schon mal ein Auge oder Ohr zudrückt.“

Auch Kollege Rudi Eck aus Geldern kennt das Problem. „Dass sich ein Kaufinteressent wegen des Flughafens für Kevelaer und Umgebung interessiert, habe ich noch nicht gehört, das Gegenteil schon. Wobei das einer von mehreren Gründen dafür ist, dass es seit Jahren schwierig ist, Häuser zu verkaufen - trotz konstanter Preise. Die Menschen werden älter und die Häuser zu groß, Ehepaare trennen sich und müssen verkaufen, andere werden arbeitslos und können die Raten nicht mehr zahlen.“ Die Nachfrage konzentriere sich auf Immobilien in der Preisklasse zwischen 120000 und 200000 Euro. In den Vorgärten der Objekte, in den Fenstern und gleich am Ortseingangsschild werben die Makler für sich und ihre Angebote. Die Firma Euro Massivhaus aus Moers etwa macht in Winnekendonk auf großen Tafeln auf sich aufmerksam. Die Kunden von außerhalb, die hier auf noch bezahlbaren Grundstücken bauen wollten, schätzten eher die Randlage und die Nähe zu Kevelaer und zur Autobahn, als dass sie die Flieger fürchteten, sagt Gebietsverkaufsleiter Walter Hesse. Der „absolute Käufermarkt“ sei schuld daran, dass durch die vielen Infoschilder der Eindruck von „Ausverkauf“ entstehen könne, sagt Werner Dittrich aus Straelen.

Etwa 40 Baugrundstücke bietet die Stadt im Winnekendonker Gebiet Paßkath an, 40 weitere im selben Gebiet die Kirche (Erbpacht) und ein privater Eigentümer. Ortsvorsteher Hansgerd Kronenberg weiß, dass der Verkauf schleppend begann, meint aber, inzwischen laufe er ganz gut.

„Die paar Flugzeuge am Tag hindern bestimmt niemanden, hier zu wohnen. Viel schlimmer ist der Straßenlärm.“ Dass so viele Häuser zu verkaufen sind, sei ihm noch gar nicht aufgefallen, wunderte sich Kronenberg und begab sich gleich auf Ortsbesichtigung. Bernd Ingenhaag aus dem Liegenschaftsamt weiß von Bürgern, die ihr altes, vielleicht zu großes Haus im Ortskern veräußern wollen, um neu in „Paßkath“ zu bauen.