Die O´Leary-Show Von Uwe Becker am 17. Juni 2008 18:27 Uhr
DÜSSELDORF Die Auftritte von ryanair-Chef Michael O´Leary sind inhaltlich
zumindest diskutabel. Unterhaltsam sind sie allemal.
Ryanair-Chef Michael O´Leary Foto:
AFP
Für den 47 Jahre alten Iren ist Provokation ein unabdingbares Stilmittel.
Und so erneuerte er gestern seine Prophezeiung, in drei bis vier Jahren gebe
es in Europa nur noch vier große Fluggesellschaften: Lufthansa, Air France,
British Airways – und ryanair: „Alle anderen werden gekauft oder gehen
Pleite.“
Herzliche Feindschaft
Letzteres, da ist sich der Chef der größten europäischen Billiglinie
sicher, könne vielleicht schon im Winter Air Berlin treffen. Deren
Vorstandschef Hunold und den Briten verbindet eine herzliche Abneigung. Und
so würde Michael O´Leary die zweitgrößte deutsche Airline „nicht einmal als
Geschenk annehmen.“ Ryanair will aus eigener Kraft weiter wachsen, bis 2012
Verkehr und Gewinne verdoppeln. Immerhin: 2007 konnte der Mann in Jeans und
Karo-Hemd seinen Aktionären mehr als 480 Millionen Euro Plus bieten. 60
Millionen Passagiere flogen europaweit von den 27 ryanair-Basen ab. Schon
nächstes Jahr könnten es 80 Millionen sein. Der Aktienkurs fiel dennoch um
70 Prozent in einem Jahr: „Egal, der steigt auch wieder.“
Mindestens 40 Langstrecken-Flieger
Hüten vor O´Leary muss sich derzeit, wessen Flotte 40 oder mehr
Langstrecken-Flieger besitzt. Denn für seine geplante
Interkontinental-Fluglinie braucht der umtriebige Manager ungefähr diese
Anzahl. Die würde er gern „von jemandem übernehmen, der pleite geht.“ Air
Berlin komme da nicht infrage. Die hätten ja nur zehn Langstreckenflieger.
Viel zu wenig.
Kerosin-Kosten
Das böse Wort „Kerosinzuschlag“ nimmt Michael O´Leary nur ungern in den
Mund. Höchstens, um zu erklären, bei seiner Gesellschaft gebe es den auch
nicht „wenn das Fass Öl 200 Dollar kostet“. Lieber werde er weniger Gewinn
machen, „zur Not auch mal gar keinen“. Die Kerosin-Kosten hole er sich
übrigens nicht über die Erhöhung anderer Gebühren herein, etwa für Gepäck.
Nein, die Gesamthöhe aller Zuschläge sei im letzten Jahr gar um ein Prozent
gesunken. Europaweit. Und in Deutschland? „Noch mehr.“
Schnell noch ein paar Folien
Wieviel? „Keine Ahnung.“ Übrigens: Öl werde schon bald wieder unter 100
Dollar kosten. Zuvor hatte der Airline-Chef noch schnell ein paar Folien
aufgelegt. Die zeigten, dass ryanair mit knapp 19 Euro Durschnittspreis pro
Ticket immer noch der billigste Billigflieger ist. Der beliebteste auch und
der pünktlichste. Alles unabhängig untersucht, sagt O´Leary fest.
"Völlig egal"
Dann betont er, wie gern seine Gäste ab Düsseldorf-Weeze fliegen. Und
dass er sich zu den zehn Flughäfen, die er in Deutschland ansteuert, noch
mehr vorstellen könnte. Dass er Düsseldorf-Weeze gar nicht sagen darf, weil
es weit weg von der Landeshauptstadt im Kreis Kleve liegt und wieder eine
Unterlassungserklärung der Konkurrenz O´Leary erreichen wird – einem wie ihm
ist sowas „völlig egal.“
Ruhr Nachrichten