Das „Wir-Gefühl“ auf dem Kirchturm

Premiere in München: Zum ersten Mal überhaupt präsentierte sich der komplette Niederrhein, so schwer eine Definition auch fallen mag, unter einem Dach. Auf der stolze 74000 Qudratmeter gigantischen Immobilienmesse Expo Real war dieser historische Augenblick gekommen. Die Städte Krefeld und Mönchengladbach sowie die Kreise Neuss, Viersen, Wesel und Kleve priesen die Region auf 121 Quadratmeter orangefarbener Fläche mit all ihren Vorzügen an. Und da war der Kreis Kleve, der auf einen eigenen Stand versuchsweise verzichtet hatte, nicht eben unterrepräsentiert - vor allem der Airport Weeze konnte sich über mangelnde Öffentlichkeit nicht beklagen, und das, obgleich „Kollege“ Mönchengladbach rein geografisch auch in den Bereich gehört. Welche Bedeutung die bayerische Messe genießt, ließ sich auch leicht an der Vielzahl von Kreis-Repräsentanten und Bürgermeistern ermessen, die freilich auch vor Ort waren, um sich selbst ein Bild vom neuen, überregionalen Auftritt zu machen. Denn eines ist klar: Die Optik des Stands hat ausgedient. Jetzt müssen die politischen Weichen gesetzt werden, ob im nächsten Jahr eine Neuauflage folgt - und wer alles in dem neuen Gewand aufläuft.

 Auch wenn noch ganz viele Details abzuklären sind, dürfte eines schon vorentschieden sein: Der Kreis Kleve wird sich wohl für eine Fortsetzung des Gemeinschafts-Stands mit dem wohligen „Wir-Gefühl“ aussprechen - auch weil die diesmal 30000 Euro Kosten um genau 50000 Euro unter der Summe des eigenen Stands lagen.

Ob letztendlich alle 16 Bürgermeister des Kreises mit einer solchen Lösung einverstanden sind, sei einmal dahin gestellt, aber ein Satz war in München immer wieder zu hören: „Die Zeit des Kirchturmdenkens ist vorbei!“ Wenn dieser Satz denn stimmt und keiner mehr auf seinem Kirchturm festgeschnallt ist, dann braucht es eigentlich keine politische Diskussion mehr. JÜRGEN LOOSEN

RP-Online