Teure Werbekampagne


SPD, FDP und Grüne lehnen öffentliche Gelder für Link auf Homepage von Ryanair kategorisch ab.

KREIS KLEVE. Sie wollen Touristen aus England, Schottland und Irland anlocken. Dafür wollen die vier Partner 2-Land-Projekt, Niederrhein Tourismus, Gemeinde Weeze und Kreis Kleve in den nächsten drei Jahren je 300 000 Euro investieren. Mehr als die Hälfte davon soll in die Kasse des irischen Billigfliegers Ryanair fließen. 150 000 Euro pro Jahr für einen Button und eine Verlinkung der Ryanair-Homepage mit der Seite wwww.niederrhein-tourismus.de. Mächtig viel Holz, finden Kenner der Branche. Denn üblich sei eine geringe Gebühr pro Klick und keine Pauschale.

Wie auch immer: Kreis und Gemeinde Weeze - die sich pro Jahr mit jeweils 50 000 Euro an der Werbekampagne beteiligen wollen - sollten sich "mehr als zurückhalten", empfiehlt Bärbel Hildebrand vom Bund der Steuerzahler. Denn es würde darauf hinauslaufen, dass ein Privatunternehmen davon profitiere. Die öffentlichen Gelder würden nicht direkt an Ryanair gezahlt, sondern in die Touristik-GmbH. Ergo sei nichts daran zu beanstanden, betont Bernd Hamacher, Sprecher der Bezirksregierung Düsseldorf.

Weezes Bürgermeister Ulrich Francken, dessen Gemeinderat den Zuschuss bereits bewilligte, verspricht sich davon einen Werbe-Effekt: "Wir bedienen uns der Datenbank von Ryanair und werben für den Tourismus am Niederrhein."

Landrat Wolfgang Spreen hält es mit Blick auf die Neustrukturierung der Touristik-Agentur Niederrhein (TAN) für wichtig, den Niederrhein potentiellen Interessenten näher zu bringen und touristisch zu erschließen. Er empfiehlt der Politik, dem am Donnerstag zuzustimmen.

Die SPD werde das ablehnen, betonte deren Sprecher Bodo Wißen. "Das ist eine eindeutige Förderung einer Fluggesellschaft. Und das widerspricht dem Wettbewerbsgedanken". Und: Die SPD sehe eine derartige einseitige Förderung auch vor dem Hintergrund nicht ein, dass in der gleichen Sitzung über Kürzungen im Sozialetat beraten werden solle. Mit Blick auf das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster und das schwebende Verfahren, sei eine solche Entscheidung kontraproduktiv.

Eine Werbekampagne für Ryanair ist das Projekt schlichtweg für Peter Giltjes (FDP): "So geht man mit Geld um, wenn man zuviel davon hat. Und alles, was mit Europa zu tun hat, ist mit unwahrscheinlich viel Geld ausgestattet." Überhaupt ist ihm die Werbekampagne zu einseitig: Nicht alle Touristen würden mit dem Flugzeug kommen und nicht alle aus England.

Die Grünen stimmen nicht zu. Ute Sickelmann kritisiert, dass es kein Gesamtkonzept der TAN gebe und die bisher einzige Aktivität auf den Flughafen zugeschnitten sei. Dessen Zukunft sei unklar, darum dürfe es keine finanziellen Zusagen geben. Die CDU werde dem zustimmen, um ein positives Zeichen für den Flughafen zu setzen, so Sprecher Adolf Schreiber.


23.01.2006 GABY BOCH