FLUGHAFEN
Im Tiefflug über Weeze

27.03.2006 / LOKALAUSGABE / KLEVE

LAARBRUCH / Historiker hat Beschwerdeakten über Lärmbelästigung durch Militär gesichtet.

WEEZE. Fluglärm? Heute? Vergleichsweise zu vernachlässigen, meinen die Befürworter des Flughafens. Um zu beweisen, dass zur Zeit der militärischen Nutzung des Airports die Lärmbelästigung weitaus heftiger war als heute, hat Weezes Bürgermeister Ulrich Francken einen Historiker Aktenberge durchstöbern lassen. Nicht irgendeinen Historiker: Rolf Toonen, gebürtiger Weezer, heute Lehrer in Köln und Mitglied bei "pro:niederrhein".

Toonen hat rund 5400 Beschwerden gesichtet, die zwischen 1984 und 1999 bei der Gemeinde Weeze eingegangen sind. Teils von Menschen, die auch heute gegen den Flughafen klagen. Seine Bilanz: Das Oberverwaltungsgericht, dass dem Flughafen im Januar die Betriebsgenehmigung entzogen hat, argumentiere "weltfremd", wenn es in der Urteilsbegründung behaupte, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung für den militärischen Flugbetrieb größer gewesen sei, als für den heutigen zivilen.

Die Beschwerden sprechen Bände: Insbesondere Tiefflüge scheinen viele Menschen in Angst und Schrecken versetzt zu haben. Der Lärm der Militärmaschinen, so viele Klagen, habe zu körperlichen und seelischen Belastungen geführt. Zudem scheint das krebserzeugende Kerosin ein Problem gewesen zu sein: Über Jahre werden Kerosindämpfe über dem Flughafen gemeldet, das Kreisgesundheitsamt hat, so Toonen, Anfang der neunziger Jahre eine um 75 Prozent erhöhte Krebsquote rund um Laarbruch festgestellt. Und: Sowohl nachts wie auch am Wochenende sind die Briten geflogen, entnimmt Toonen den Akten.

Als das werde heute von den Gegnern des Flughafens negiert, so Ulrich Francken. "Wir wollten das mal abgeklärt haben." (jes)