Volle Flieger, volle Straßen
Weeze,
19.06.2008, Julia MÜLLER
Vier Millionen Passagiere werden 2020 erwartet. Das sind zu viele
für die Wege zum Flughafen
Stau gab es Mittwochabend nur vor dem Konferenzraum des Flughafens. Auf
freien Straßen waren Kreistagsmitglieder, Ratsleute, Bürgermeister, Besucher
aus den Niederlanden und andere Interessierte zum Airport gereist und
knubbelten sich anschließend im Nadelör Flur, um ein Exemplar des neuen
Verkehrsgutachtens mit nach Hause zu nehmen.
Das Zahlenwerk, das die Verkehrsexperten der Aachener „Ingenieurgruppe IVV”
im Auftrag des Kreises Kleve erstellt haben, wurde vom Landrat feierlich
präsentiert. Wolfgang Spreen freute sich gemeinsam mit Flughafenchef Ludger
van Bebber über die Ergebnisse. Denn dass es rund um den Flughafen in den
nächsten Jahren Probleme auf den Straßen geben könnte, liegt vor allem an
den Passagierzahlen, die laut wissenschaftlichen Untersuchungen und
Prognosen deutlich schneller steigens als erwartet.
Wäre die Präsentation des Gutachtens im Jahr 2020 gewesen, dann hätten die
Gäste auf dem Weg dorthin womöglich im Stau gestanden. Denn in zwölf Jahren
erwartet der Flughafen mehr als vier Millionen Passagiere pro Jahr (zurzeit
sind es rund eine Million). Das sind zu viele für die Straßen rund um Weeze.
Eng werden könnte es bereits 2010. Dann wird mit knapp drei Millionen
Passagieren gerechnet – eine Zahl, die ursprünglich erst für 2015 erwartet
wurde. Erhebliche Probleme sieht Gutachter Hans Königs an Knotenpunkten wie
der Kreuzung Willy-Brandt-Ring B 9. Seine Empfehlung: Kurzfristig (bis 2010)
sollten Kreuzungen wie diese ausgebaut werden. Langfristig gilt das auch für
Straßen.
Die B 9 wäre laut Gutachten 2020 zwischen der Anschlussstelle Goch und der
Kreuzung Kevelaerer Straße/Kervenheimer Straße überlastet. Königs rät zum
Bau der geplanten Nordwesttangente Weeze und zum Ausbau der Zufahrt zum
Flughafen an der Wember Straße. Bereits jetzt gibt es Probleme an der
Kreuzung Willy-Brandt-Ring/Weller Straße, die durch den steigenden Verkehr
zum Flughafen zum Unfallschwerpunkt geworden ist. Mit einem Kreisverkehr
will die Gemeinde hier kurzfristig Abhilfe schaffen. Darüber gibt es zurzeit
Diskussionen, denn das Land, dem drei der vier Straßen gehören, ist bisher
für eine preiswertere Ampel. Der Fall Weller Straße ist vielleicht ein
Beispiel dafür, was noch an Debatten zu erwarten ist. Denn das Gutachten ist
Diskussionsgrundlage für die Politiker.
Flughafenchef van Bebber schenkte Mittwoch allen Gästen, die mit dem Pkw
angereist waren, die Parkgebühren und gab ihnen eine Bitte mit auf den Weg:
„Wir brauchen jetzt Unterstützung, damit wir arbeitsfähig bleiben”.
N R Z